BORISOGLEBSK Alles Banditen

Samstagabend im Kafé Barbaris, zwischen den Tischen wird getanzt. Julia setzt sich neben mich. Sie fragt, ob ich Anja sei, die Anja aus Deutschland, die heute das Haus des Kindes besucht hat und von der ihre Tochter erzählt habe, eines der Mädchen aus der Volkstanzgruppe. Julia ist Krankenschwester und hat 1998 Delmenhorst besucht. Die neunziger Jahre seien eine schwere Zeit gewesen. Alles Banditen, schreibt sie in mein Heft; wir schreiben beide ein bisschen, denn die Musik ist laut und wir verstehen uns schwer. Später wird mir ein Glas Wodka gebracht, ich werde vom DJ begrüßt und soll das Glas vor aller Augen austrinken. Es ist Wasser im Glas, von einer rücksichtsvollen Frau vorsichtshalber an Stelle des Wodkas eingeschenkt, damit ich nicht dumm dastehe, falls ich so viel Wodka nicht auf einen Zug trinken kann. Julia holt mich auf die Tanzfläche und übergibt mich einem Boris oder Denis, ich kann den Namen schwer hören. Wir tanzen noch ein bisschen weiter, auf dem Tisch finde ich eine Nachricht von Anna, der Kellnerin an diesem Abend, mit ihrer Telefonnummer. Ich gehe über den Ploschad Lenina durch die Schneereste und Pfützen nach Hause ins Hotel.