BORISOGLEBSK Abreise

Am Vortag meiner Abreise, dem 23. Februar, wird der Tag des Verteidigers des Vaterlandes begangen, früher Tag der Roten Armee, dann Tag der Sowjetarmee und der Seestreitkräfte. Der Tag werde empfunden als Pendant zum Internationalen Frauentag am 8. März, sagen meine Freunde beim Abschiedsessen. Ein Tag für die Frauen, ein Tag für die Männer. Zur Frühstückszeit zeigt das Fernsehen an diesem Tag Veteranenbesuche, vorbildliche Väter und Serviervorschläge für belegte Brote in Krawattenform. Im Bewusstsein aller Frauen am Tisch sei der Internationale Frauentag von Clara Zetkin und Rosa Luxemburg begründet worden, sei also von uns in Deutschland zu ihnen gekommen.

Am Morgen darauf wird die Ukraine bombardiert. Valentina begleitet mich mit dem Fahrer auf der langen Fahrt nach Woronesch, sie hat Tee und ein Picknick dabei, sie sitzt neben mir und wartet, bis ich hinter der Sicherheitskontrolle verschwinde. Ich fliege nach Moskau, ich übernachte am Flughafen, ich fliege nach Hause. Alle erkundigen sich bei mir, ob ich gut geflogen bin.

Zum internationalen Frauentag schicken wir uns Glückwünsche und Bilder von Blumensträußen. In Berlin scheint die Sonne, in Borisoglebsk schneit es wieder.