EBERSWALDE Busfahrt, 1990

Beitrag von Lars Fischer

Mit dem Bus auf der Suche nach einer Partnerstadt
In meiner Erinnerung war es Ende 1990, als sich Eberswalde für eine Partnerstadt in der BRD entschied. Angeboten hatten sich wohl Minden, Neuss und Delmenhorst, oder war da noch ein Kandidat? Ich weiß es nicht mehr genau. Auf Einladung dieser Städte fuhren unterschiedliche Eberswalder Bürger – im Mai 1990 frisch gewählte Stadtverordnete und Leute wie ich, die sich im Neuen Forum oder anderen neuen Initiativen und Parteien engagierten – im Bus auf kommunalpolitische Stippvisite in den Westen, um sich ein Bild zu machen. Ich fuhr einmal mit, und zwar nach Neuss, einer von der CDU regierten Gemeinde am Niederrhein. Dort sollten wir bei Stadtverordneten zu Gast sein. Ich fand mich am Abend in einem modernen Eigenheim im Bungalowstil wieder – flach, geräumig, große Fenster, Garten. Das Wohnzimmer holzgetäfelt, ich versank in der schweren Ledercouch und kam kaum an mein Glas auf dem kniehohen Couchtisch. Mir gegenüber ein gewichtiger Mann; akkurat gekleidet in Anzug mit Krawatte und in polierten Schuhen, kein Bild einer Frau, nur dieser Mann im Sessel mir gegenüber, CDU-Stadtverordneter. Was haben wir gesprochen? Ich weiß es nicht mehr. Er hat Weißwein eingeschenkt und dessen Qualität angepriesen, das ist bei mir hängen geblieben. Und ein Gefühl, irgendwie fehl am Platz zu sein, oder war es Fremdheit? Was wir sonst noch in Neuss erlebten und worüber wir im Bus zurück nach Eberswalde sprachen, und was die Gruppe den Eberswalder Stadtverordneten berichtete, es ist wie weggeblasen. Neuss ist es ja dann auch nicht geworden.

Die Zeichnung zeigt einen Bungalow im Wald, 2008 haben wir sie genutzt für ein Wandbild im Neubau des Bundesnachrichtendienstes in der Chausseestraße in Berlin, 55 m lang, 19 m hoch.