LUBLIN gesammelte Bücher
Cover Krol

niestety bez polskiego tłumaczenia

Die Animal Farm von George Orwell ist auf einen Hinweis von Iwan in diese Sammlung gekommen. Er arbeitet im Haus der Worte, Dom Słów. Das Dom Słów ist dem geschriebenen und gedruckten Wort als Medium des Widerstandes gewidmet. Die Animal Farm sei in sozialistischer Zeit viel gelesen worden.

Marek empfiehlt mir Król von Stefan Twardoch, in deutscher Übersetzung von Olaf Kühl erschienen im Rowohlt Berlin Verlag 20218 unter dem Titel Der Boxer. Król heißt König, ein leicht zu übersetzendes Wort und ein besserer Titel, finden wir. Auch an der Gestaltung der deutschen Fassung haben wir viel auszusetzen, verglichen mit der Gestaltung des Originals. Wir kommen auf dieses Buch, weil ich Marek von meinem Besuch der Gedenkstätte des KZ Majdanek erzähle. Es war ein fahler Sonntagnachmittag, die Gedenkstätte gut besucht von polnischen Familien und Gruppen junger Menschen. Wir unterhalten uns darüber, wie verschieden mein Empfinden von Majdanek nur sein kann von dem eines polnischen Besuchers. Das Buch Król habe ihn viel gelehrt über das Zusammen- und Nicht-Zusammenleben von Juden und Polen vor dem zweiten Weltkrieg.

Auf Anraten von Marek, dem Freund von Marek, den ich aus Berlin kenne, lese ich Dorota Masłowska, Schneeweiß und Russenrot, übersetzt von Olaf Kühl 2004. Erzählt aus der Perspektive von Andrzej, und Andrzej ist auf Drogen. Er bedient sich, sagt Marek, der polnischen Vulgärsprache, in der man ausgezeichnet fluchen könne, die zwar verpönt sei, aber umfassend, bildreich und humorvoll.

Ich lese auch Ferdydurke von Witold Gombrowicz, veröffentlicht 1937. In Mareks Beschreibung geht es um die Verweigerung der Räson der Erwachsenen, des vermeintlichen Wissens darum, wie es in der Welt so läuft und nur laufen kann, um das Pubertierende als Widerstand gegen diese zweifelhafte Vernunft. Wie hat uns das Gespräch dahin gebracht – über das Wort Balagan, über die Unordnung als Wert, über Unordnungssysteme, über die polnische Toleranz für zwischenmenschlichen Unfrieden und die Unwahrheit, über die Verweigerung des Müssens und der Kontrolle.

Immer mal wieder bringe ich an, Die Jakobsbücher von Olga Tokarzcuk gelesen zu haben und bilde mir ein, dass es mir Anerkennung einbringt als ernstzunehmende Leserin. Es spielt in einem weiten Raum zwischen Istanbul und dem Südosten Polens, in einer vielfältigen, multi-ethnischen, transnationalen Welt. Jarkas liebstes Buch von Olga Tokarzcuk ist Scafa, auf Deutsch erschienen als Schrank.

Lublin liegt nah an der Ukraine, nah an Belarus. Es ist vielen wichtig, die kulturelle Nähe zu diesen Ländern zu betonen. Als Botschafterin und Korrespondentin soll ich das mitnehmen: Europa endet nicht mit der polnischen Ostgrenze, und was dort politisch passiert, geht uns etwas an. Dafür steht auch Reise nach Babadag von Andrzej Stasiuk. Zwar geht es von Reisen nach Rumänien, Ungarn und Albanien in den neunziger Jahren aus, aber es handelt doch von der Peripherie, von „kleineren, schlechteren Ländern“.