EBERSWALDE Poesie der industriellen Produktion

Als erstes kam der Finowkanal, der Odergewässer und Havelgewässer verbindet. Vor dem dreißigjährigen Krieg gebaut, verwahrlost, instandgesetzt.

Mit ihm verbindet sich die Poesie der großen Eberswalder Industrie. Kupferhammer, Messingwerk, Eisenspalterei. Papierfabrik, Walkmühle und Hufnagelfabrik. Ich versuche, mir vorzustellen, was zuerst da war. Die Hufnagelfabrik hätte ich an die Anfänge der industriellen Besiedlung gelegt, aber falsch, erst um 1870 wurde eine Maschine zur Fertigung von Hufnägeln erfunden, bis dahin von Hand geschmiedet. Die Linoleumfabrik kaufte 1913 ausgerechnet der Besitzer der Delmenhorster Linoleumfabrik und legte sie umgehend still. In der großen Eisengießerei in Britz wurden Schiffsdieselmotoren gegossen und später Rotornaben für Windkraftanlagen. Die Chemische Fabrik Eberswalde stellte Tapetenkleister und Camphen her. Leuchtenbau, Rohrleitungsbau, Kranbau. Der Leuchtenbau produzierte exklusiv den Suezkanalscheinwerfer. Krane aus Eberswalde stehen in den Häfen von Kaliningrad und Korea, Vietnam und Marokko.

Zur Industriegeschichte gehören auch Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit, Reparationen und Volkseigentum, Treuhand und Abwicklung, Globalisierung und Arbeitskampf. Die chemische Fabrik stand ungefähr da, wo jetzt der Parkplatz und das Fitnessstudio sind.

Carl Blechen: Walzwerk Neustadt-Eberswalde, um 1830
Ölmalerei auf Holztafel, 25,5 × 33 cm, Alte Nationalgalerie, Berlin