LUBLIN Verkehr und Prestige

Stoppelfelder auf dem Weg nach Warschau, Stoppelfelder auf dem Weg nach Lublin. Nur der Mais steht noch. Ich sehe kleine, nicht im rechten Winkel angelegte Felder, das muss bei uns selten sein, warum sonst würde es mir auffallen. Bekanntlich wurde in Polen die Landwirtschaft nicht kollektiviert und nach dem, was ich lese, sind auch heute die Betriebe klein.

Im Südosten, wo Lublin liegt, beginnt das Reich der Schwarzerden. Aus dem Zugfenster sehe ich Apfelspaliere, Zuckerrüben und Hopfen. Marek ist Dolmetscher und hat unter anderem für deutsche Brauereiverbände gearbeitet, die gekommen sind, um Hopfen zu kaufen. Das seien sympathische Kunden gewesen.

Eigentlich, sagt Marek in Berlin, hätte ich mit dem Auto fahren sollen. Das Auto, die Schnellstraßen und der Flughafen hätten deutlich mehr Prestige. Viele Leute, die ich kennen lerne, machen sich lustig über den vermeintlichen Stolz der Polen auf neue Straßen. Einmal frage ich in der Touristenauskunft nach dem richtigen Bus zum Freilichtmuseum am Stadtrand, hinter der Autobahn nach Warschau. Ich könne auch zu Fuß gehen, wird mir gesagt, kein Problem, die Straße sei neu geteert.