
Am selben Tag gehen wir zu Roman Krawczenko. Sein Fotostudio liegt an einer Treppe, die hoch zur Altstadt führt. Das Wasser läuft über die Stufen, wir schütteln unsere Regenschirme. Roman macht Fotos von uns in einer Technik, die Zelluloid durch Fotopapier ersetzt. Auf diese sparsame Art haben wandernde Fotografen zu Beginn des 20. Jahrhunderts fotografiert: Sie zogen über Land, eine gemalte Kulisse mit einer Schlosstreppe im Gepäck, und boten an, einzelne und Familien davor zu portraitieren.
Roman hat sein Haus auf der Krim verlassen und ist nach Polen geflohen. Er spricht russisch mit mir, weil ich kein polnisch verstehe. Russisch ist seine erste Sprache, aber jetzt, in Polen, spricht er es nicht mehr gern. Als Ukrainer russisch zu sprechen ist zu einem Statement geworden, es wird als Bekenntnis gelesen zur Annexion der Krim. Roman zu unterstützen wiederum scheint mir auch ein Bekenntnis zu sein: zur Solidarität mit den Nachbarländern, zum Widerstand gegen die russische Macht.