EBERSWALDE Provinz

Seit 2009, seit der 6. Ausgabe, heißt das Filmfest Eberswalde Provinziale.

Seitdem liegt der Fokus auf Filmen, die sich mit der Provinz beschäftigen, in denen der provinzielle Lebensraum nicht nur Kulisse ist, sondern ein Mitspieler, der die Akteure beeinflusst.

Oft gilt Provinz als negativ besetzter Begriff, und zunächst sei die lokale Resonanz auf den neuen Namen in diese Richtung gegangen: „Warum macht Ihr Euch so klein?“ – so sagt es mir Sascha, als wir im Filmfestbüro in der Eisenbahnstraße Kaffee trinken. Vielleicht stand am Anfang Ironie neben dem Selbstbewusstsein. Auf jeden Fall war es ein emanzipativer Schritt, mit dem das Filmfest sich den kulturellen Hierarchien zwischen Provinz und Metropole gegenüberstellte. Klar ist, die Provinz bietet den großen Vorteil, zum selber Machen, selber Kümmern, selber Ausprobieren zu erziehen. Sie erzieht zur eigenen Initiative und weniger zur Idee des Kulturkonsums.

Kenneth Anders schreibt im Vorwort zum Programmheft des 6. Filmfestes, in dem er den Namen Provinziale begründet:

Die Provinzen der ganzen Welt rücken zusammen wie Menschen, die einander etwas zu erzählen haben. Sie berichten, welches Leben sich abseits der großen Marktplätze abspielt.

Wer einmal gelernt hat, mit Neugier in die Provinz zu schauen, wird sich nicht satt sehen können. Es ist ein Abenteuer, eine Denkaufgabe – und ein Kaleidoskop an verschiedenen menschlichen Versuchen, das Leben gelingen zu lassen.